Seit knapp zwei Jahren ist Serverseitiges-Tagging mit dem Google Tag Manager möglich. Schon damals habe ich mich mit diesem Thema befasst, es dann aber wieder beiseite geschoben, da es zu viele Fragezeichen aufwarf. Die Diskussion rund um Datenschutz und Google Analytics habe ich zum Anlass genommen mich nochmals mit diesem Thema auseinanderzusetzen. In diesem Blogbeitrag möchte ich meine Erkenntnisse mit euch teilen und euch das Server-side-Tagging genauer vorstellen.
Inhaltsverzeichnis
💾 Server-side-Tagging – was ist das überhaupt?
💭 Unterschiede zum klassischen Webtagging
👍 Vorteile des serverseitigen Tagging
👮🏼 Verbessere die Qualität Deiner Daten
🎮 Behalte Kontrolle über Deine Daten
🏃🏻 Deine Webseite wird schneller
🗝️ Serverseitiges Tagging und Datenschutz
😣 Gibt es Vorbehalte gegenüber dem Serverseitigem Taggings?
💰 Serverseitiges Tagging ist nicht gratis
📈 Datenerfassung liegt in Deiner Verantwortung
☁️ Wie kann ich Server-side-Tagging für meine Webseite nutzen?
🔍 Lösungen im Vergleich
⚠️ Fazit
Server-side-Tagging – was ist das überhaupt?
Mit dem Server-side-Tagging hat einen neuen Google Tag Manager Containertyp eingeführt, dieser Server befindet sich in der Google Cloud-Umgebung*. In der Google cloud wird ein Endpunkt in einer Serverumgebung erstellt, der Dir gehört. Dies hebt sich insbesondere von den klassischen Analysemethoden ab, da Du dadurch die vollständige Kontrolle über Deine Daten besitzt. Dieser eigene Server läuft im Idealfall über eine Subdomain der eigenen Domain, von welcher die Daten erhoben werden, beispielsweise: tracking.cloudweb.ch.
*Es ist auch möglich den Server bei einem anderen Anbieter aufzusetzen. Der Server-Endpunkt muss nicht zwingend bei Google liegen.
Im Server-Container gibt es Clients, die eingehende HTTP-Anfragen in ein einheitliches Event-Format parsen. Parsen bedeutet, dass die HTTP-Anfragen analysiert und in ein einheitliches Format zerlegt werden. Die Clients führen dann den virtuellen Container mit den Event-Daten aus, in welchem wiederum Tags, Trigger und Variablen auf diese Event-Daten reagieren. Das ist, abgesehen von den Clients, ähnlich wie bei dem Google Tag Manager Web-Container.
Unterschiede zum klassischen Webtagging
Beim klassischen Webtagging übernimmt der Browser des Nutzers, der die Webseite aufruft die Aufgabe, die Daten an die entsprechenden Plattformen zu schicken. Dein Webcontainer wird geladen und dadurch werden die darin enthaltenen Tags ausgelöst. So werden die Daten über den Browser des Users, an Google Analytics, Facebook, Google Ads, LinkedIn oder andere Netzwerke geschickt. Der Browser des Nutzers interagiert direkt mit den verschiedenen Endpunkten und schickt die Daten an Google Analytics, Facebook usw.
Beim Server-side Tagging funktioniert das etwas anders. Hier werden die Daten der verschiedenen Tracking Codes (Google Analytics, Google Ads, Facebook usw.) vom Servercontainer empfangen, verarbeitet, allenfalls verändert und erst dann an die Tracking Tools weiter geleitet.
Weshalb braucht es dieses zusätzliche Tracking-Element, der als Manager in Form des Servercontainers agiert? Die Vorteile des Serverseitigen Taggings schauen wir uns im nächsten Abschnitt an.
Vorteile des Server-side-Tagging
Verbessere die Qualität Deiner Daten
Die Daten, welche auf Deinem Server gesammelt werden sind für niemanden ausser Dir selbst einsehbar. Die Datenverarbeitung ist dadurch unabhängig vom Gerät und Browser. Werden die Tracking-Codes direkt auf der Webseite bzw. über einen Web-Container eingebunden, so kann jeder mit Debugging-Kenntnissen sehen, ob Informationen weitergegeben werden. Darum musst Du Dir beim serverseitigen Tracking keine Sorgen machen.
Das ist insbesondere nützlich, wenn Du SPAM-Traffic rausfiltern möchtest. Wenn jemand deine Google-Analytics-Tracking-IDs ausfindig macht, kann er so Dein Google Analytics mit automatisierten HTTP-Anfragen zuspamen. Diese Art von SPAM ist schwer zu erkennen und auch zu verhindern, da diese Zugriffe den richtigen Website-Zugriffen sehr ähneln. Mit einem Server-Endpunkt ist es einfacher solche Zugriffe zu filtern. Du kannst innerhalb des Server-Containers eine benutzerdefinierte Dimension erstellen, welche ein Passwort enthält, so werden nur Zugriffe weitergeleitet, wenn Dein Passwort erkannt wird.
Ein weiterer Vorteil, der ebenfalls die Qualität Deiner Daten erhöht ist, dass Du nicht mehr abhängig von einzelnen Browsern und den jeweiligen Browsereinstellungen der User bist. Einige User verwenden auch Erweiterungen in ihrem Browser, die verhindern, dass sie getrackt werden können. Da Dein Server auf Deiner Subdomain liegt, wird es schwieriger dass ein Blocker das Tracking erkennt.
Cookie Lebensdauer wird verlängert
Jeder Browser speichert Cookies unterschiedlich lange. Safari, welcher auf vielen Apple-Geräten im Einsatz ist, begrenzt die Lebensdauer von Cookies. Apple hat sich zum Ziel gesetzt, das Vertrauensverhältnis zu seinen Usern zu bewahren und deshalb das User-Tracking zu reduzieren. Das nennt sich Intelligent Tracking Prevention (ITP) und begrenzt Client-Side Cookies auf eine Laufzeit von sieben Tagen. Mit dem serverseiteigen Tracking kannst Du die Cookies neu schreiben und dadurch wiederkehrende Nutzer länger wiedererkennen.
Deine Webseite wird schneller
Je nachdem wie ausgefeilt Dein Tracking ist, müssen grosse Mengen an JavaScript geladen werden, damit alle Daten erfasst und an das entsprechende Tool gesendet werden können. Das kann die Ladezeit der Webseite beeinflussen, da der Browser diese Daten zuerst laden muss. Mit dem Serverseitgen-Tagging wird die Arbeit, die aktuell noch der Browser des Users übernimmt, auf Deinen Server verlagert.
Behalte Kontrolle über Deine Daten
Wie ganz am Anfang beschrieben, setzt Du einen eigenen Server als Zwischenstation ein. Dadurch hast Du die vollständige Kontrolle über alle Daten, die an die Tracking-Tools weitergeleitet werden. Google Analytics, Facebook und Co. sehen nur die Daten, die Du weiterleiten möchtest.
Du kriegst dadurch auch die ganze Kontrolle und die Verantwortung in Bezug auf den Datenschutz Deiner Webseiten-Besucher. Werden Tracking-Codes direkt eingebaut, sammeln diese möglichst viele Infos über die Nutzer. Beim Serverseitigen-Tagging kommunizieren die Tracking Tools mit Deinem Server und nicht direkt mit dem Browser oder dem Gerät des Nutzers.
Persönliche Informationen, welche Du nicht verwenden möchtest, kannst Du verschlüsseln oder ganz entfernen. Du kontrollierst, ob Du den User-Agent oder die IP-Adresse an Google Analytics schicken möchtest, oder nicht.
Google verspricht folgendes, im Zusammenhang mit den Daten innerhalb von Google cloud-Projekten:
- Es werden nur Daten verarbeitet, die auch dazu übergeben werden.
- Du bist Eigentümer Deiner Daten.
- Die Daten werden nicht zu Werbe- oder anderen Zwecken verarbeitet.
- Du weisst, wo (in welcher Region) Deine Daten gespeichert werden. Konkret heisst das, Du kannst auch bestimmen wo Deine Daten gespeichert werden sollen (bsp. in der EU).
- Die Daten sind durch unabhängige, zertifizierte und geprüfte Sicherheitsstandards gesichert.
Da die Daten sich in Deinem Eigentum befinden und Du diese kontrollierst, sind die Nutzung und Verarbeitung den Datenschutzrichtlinien, die in Deinem Land gelten, unterstellt.
Server-side-Tagging und Datenschutz
Kürzlich wurde diskutiert ob Google Analytics aus Datenschutz-Sicht überhaupt legal ist und eingesetzt werden darf. In der EU möchten die Datenschützer nicht (DSGVO), dass Daten in die USA übermittelt werden. Wenn Analytics direkt oder via Web-Container mit dem Google Tag Manager eingebunden wird, kannst Du nicht bestimmen wo Deine Daten gespeichert werden. Es ist also möglich, dass die Daten auf Servern in der USA gespeichert werden. Dadurch darfst Du gemäss der DSGVO, welche in der EU gilt, Google Analytics eigentlich nicht verwenden.
Dies ist mit dem Serverseitigen Tagging anders. Wenn Du ein Google cloud-Projekt eröffnest, kannst Du bestimmen, wo Deine Daten gespeichert werden sollen. Das Serverseitige Tagging ermöglichst es Dir, einen eigenen Server mit Standort in der EU zu betreiben und die Daten dort zu speichern. Zusätzlich kannst Du die Daten vor der Übertragung zu anonymisieren und zu verschlüsseln. Damit Du den Standort Deines Servers innerhalb des Google cloud-Projekts wählen kannst, musst Du dieses selbst eröffnen und nicht dem Standardprozedere im Setup des Server-Containers folgen, sonst wird automatisch der Serverstandort in den USA ausgewählt.
Gibt es Vorbehalte gegenüber dem Serverseitigem Tagging?
Die Vorteile des Serverseitigen Taggings überwiegen meiner Ansicht nach, trotzdem gibt es ein paar Punkte, die Du beachten solltest, bevor Du das Serverseitige Tracking einrichtest.
Server-side-Tagging ist nicht gratis
Im Gegensatz zu klassischen App oder Webcontainern, fallen beim den Serverseitigen Containern Kosten an. Wie hoch die Kosten genau sein werden, ist schwer zu sagen. Da je nach Auslastung höhere Kosten anfallen.
Nach unserer Erfahrung liegen die Kosten liegen bei ungefähr USD 90 – 120 pro Monat. Dies ist abhängig von den Anzahl Server-Instanzen, die aktiv sind.
Datenerfassung liegt in Deiner Verantwortung
Du hast die volle Kontrolle über die erfassten Daten, aber auch die volle Verantwortung. Durch den Einsatz eines Server-Containers siehst nur noch Du, welche Daten erfasst werden. Dies ist beim klassischen Webseiten-Tagging etwas anders. Jeder/Jede mit erweiterten Kenntnissen kann auf Deiner Webseite erkennen, an welche Tools Daten geschickt werden und wann dies passiert. Wenn Du dies über Deinen eigenen Server einrichtest, ist das für niemanden von aussen mehr einsehbar.
Das heisst aber nicht, dass Du Dich nicht an die Datenschutzrichtlinien, die in Deinem Land gelten halten sollst. Im Gegenteil, genau deshalb ist es wichtig, dass Du Deinen Nutzern gegenüber transparent darlegst, welche Tracking Tools Du nutzt. User können auch nicht mehr nachvollziehen, ob die Ablehnung des Cookie-Banners, tatsächlich dazu führt, dass keine Daten mehr aufgezeichnet werden. Auch dies solltest Du in Deinem Server-Container entsprechend einrichten. Einwilligungen von Nutzern müssen auch beachtet werden, wenn Du das Serverseitige Tagging im Einsatz hast.
Wie kann ich Server-side-Tagging für meine Webseite nutzen?
Die Integration ist ein bisschen technischer, als jene eines Web-Containers. Wenn Du bereits Erfahrungen mit dem Google Tag Manager gesammelt hast, dann kann ich Dir den Kurs von Simo Ahava empfehlen, welchen ich auch besucht habe. In seinem Kurs führt er Dich Schritt für Schritt durch das Setup. Wenn Du den Google Tag Manager allerdings noch gar nicht kennst, mach Dich zuerst mit dieser Materie vertraut.
Du musst übrigens Deinen Server nicht unbedingt in der Google-cloud einrichten, sondern kannst dies auch bei einem anderen Anbieter, wie zum Beispiel Amazon tun. Natürlich helfen wir Dir gerne, wenn Du das Server-side Tagging in Betrieb nehmen möchtest 🙂 Schreib uns einfach kurz eine E-Mail.
Verschiedene Lösungen im Vergleich
Du fragst Dich jetzt vielleicht, ob es neben dem Serverseitigen-Tagging noch weitere Lösungen gibt, die man für die Analyse seiner Webseite einsetzen kannst. Ja, die gibt es. In der untenstehenden Tabelle habe ich vier Möglichkeiten aufgelistet und miteinander verglichen. Die Tabelle vergleicht die Lösungen von Matomo (eine alternative Tracking-Software) mit der klassischen Einbindung von Google Analytics und der serverseitigen Einbindung.
* GA = Google Analytics
** Matomo ist ein alternatives Tool, welches Du für Dein Website-Tracking einsetzten kannst (anstatt Google Analytics).
Fazit
Das Serverseitige-Tagging bietet tolle Möglichkeiten und ich denke dies rechtfertigt auch die Kosten. Auch die Verbesserung der Datenqualität, die so erreicht wird sehe ich als klare Chance in der Datenanalyse.
Gerade im Hinblick auf die Datenschutz Diskussion machst Du mit dem Serverseitigen-Tagging einen Schritt in die richtige Richtung, da Du der Eigentümer der Daten bist und diese vollständig anonymisieren kannst, bevor diese an weitere Tracking Tools (wie bsp. Google Analytics) geschickt werden. Dies ist mit einer klassischen Integration via Web-Container (noch) nicht möglich. Ob Du damit alle Punkte der DSGVO einhältst, kann ich Dir leider nicht beantworten, aber Du erfüllst zumindest das Kriterium, dass Deine Daten nicht in der USA verarbeitet werden. Falls Dir die Kosten für die Einrichtung des serverseitigen Tagging zu hoch sind, lohnt es sich allenfalls zu prüfen, ein anderes Tool, wie bsp. Matomo einzusetzen.